Montag, 12.12.2005

Ethisches Handeln trotz wirtschaftlicher Zwänge: Erfolgreicher Weiterbildungsstudiengang mit der PTH

Je mehr sich Krankenhäuser an den Zwängen der Ökonomie ausrichten müssen, desto deutlicher stellen sich insbesondere für konfessionell geführte Krankenhäuser die Fragen der Ethik und Spiritualität. Vor diesem Hintergrund haben sich leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Stiftung im ersten gemeinsamen Weiterbildungsstudiengang mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) mit ethischen und spirituell-theologischen Themen auseinander gesetzt. Nach zweijährigem berufsbegleitenden Studium erhielten sie am 9. Dezember ihre Zertifikate.

Haben das Weiterbildungsstudium erfolgreich absolviert und viele gute Anregungen für den Berufsalltag gewonnen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Kurses.

Der wirtschaftliche Druck in den Krankenhäusern wächst und der Wettbewerb um Patienten wird schärfer. Je mehr sich Krankenhäuser an den Zwängen der Ökonomie ausrichten müssen, desto deutlicher stellen sich insbesondere für konfessionell geführte Krankenhäuser die Fragen der Ethik und Spiritualität. „Sie müssen ihren christlichen Grundauftrag unter den Rahmenbedingungen einer fortschreitenden Ökonomisierung erfüllen. Immer dringlicher stellt sich die Frage, wie sie das ganzheitliche Wohl und die umfassende Versorgung der ihnen anvertrauten Menschen gewährleisten können,“ so Dr. theol. Michael Fischer, Leitbildkoordinator der St. Franziskus-Stiftung Münster. In diesem Zusammenhang kommt den Führungskräften in den Einrichtungen eine Schlüsselfunktion zu.

Vor diesem Hintergrund hat die renommierte Philosophisch Theologischen Hochschule Münster gemeinsam mit der St. Franziskus-Stiftung Münster ein grundlegendes Weiterbildungsstudium entwickelt, das die theologischen Dimensionen der Führungsarbeit in Einrichtungen des Gesundheitswesens beleuchtet. „Es soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befähigen ihre Führungsaufgaben im Sinne einer christlich verantworteten Führungskompetenz wahrzunehmen, die für uns wesentlicher Bestandteil der Personalentwicklung ist,“ begründet Dr. Klaus Goedereis vom Vorstand der St. Franziskus-Stiftung den Ansatz.

18 Leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Einrichtungen der St. Franziskus-Stiftung haben erstmalig das zweijährige, berufsbegleitende Weiterbildungsstudium „Theologia curae“ abgeschlossen und erhielten dafür in einer Feierstunde in den Räumen der PTH das Zertifikat. „Nach bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Hochschulzertifikat, das die Leistungen und Studieninhalte dokumentiert. Ein Abschluss in Form eines Bacheloer Studienganges wird angestrebt,“ so Prof. P. Dr. Thomas Dienberg OFM Cap (Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster).

Wissensvermittlung, Reflexion, Überprüfung der eigenen Professionalität und Spiritualität sowie eine Auseinandersetzung, wie ethische Fragestellungen systematisch in eine komplexe Organisation integriert werden können, bilden die Eckpfeiler des berufsbegleitenden Studiums, das sich über vier Semester erstreckt und aus insgesamt dreizehn Modulen (jeweils 2,5 Tage) besteht. In der Regel finden drei Module pro Semester statt. Der Inhalt des Studiums gliedert sich in die vier theologischen Disziplinen Kirchengeschichte, biblische Theologie, Moraltheologie und Spiritualität. „Die Studierenden sollen qualifiziert werden, Probleme ethischen Handelns im Gesundheitswesen zu bewältigen, christliche Grundlagen im Bereich von Gesundheit und Krankheit im Arbeitsbereich umzusetzen und zu verantworten,“ so Prof. P. Dr. Thomas Dienberg. Jedes Semester endet mit einem Modul „Praktisch -Theologischer Transfer“ d.h. wie können die gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen in den konkreten Arbeitsalltag integriert werden.

Dr. med. Anne Bremer (Leitende Oberärztin Medizinische Klinik II St. Franziskus-Hospital Münster) und Dr. med. Karl-Heinz Brinker (Oberarzt St. Rochus-Hospital Telgte, psychiatrisches Fachkrankenhaus) haben am Studium teilgenommen und ziehen Bilanz: „Gerade die interdisziplinäre Zusammensetzung der Studierenden hat den Blick für ethische Fragen und Probleme geschärft,“ so Dr. Bremer. Wenngleich der Transfer in den Alltag nicht immer leicht sei, ist die Auseinandersetzung mit theologischen Fragestellungen in einem inspirierenden Ort wie dem Kapuzinerkloster in Münster hilfreich, um sich selber einmal zurück zu nehmen und über die eigene Berufsauffassung zu reflektieren, ergänzt Dr. Brinker.

Aufgrund der positiven Erfahrungen und sehr guten Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer läuft seit November 2004 bereits der zweite Kurs. Künftig soll ein aus diesem Weiterbildungsstudium abgeleitetes Kursangebot auch Führungskräften aus Einrichtungen des Gesundheitswesens anderer konfessioneller Träger angeboten werden.