Montag, 04.02.2013

Krankenhäuser fordern eine verlässliche Krankenhausfinanzierung und Bekenntnis zur wohnortnahen Versorgung

"Den Krankenhäusern des Kreises Warendorf droht im Jahr 2013 ein Fiasko. Wie viele Krankenhäuser in Deutschland geraten auch die Krankenhäuser der Region durch die gesetzliche Finanzierungssystematik in eine wirtschaftliche Schieflage.

Fordern eine verlässliche Krankenhausfinanzierung: Der Verwaltungsdirektor des St. Franziskus-Hospitals Ahlen,Winfried Mertens, der Landtagsabgeordnete, Henning Rehbaum und Verwaltungsdirektor Dr. Jan Deitmer (v.l.).

Steigen die Einnahmen gesetzlich vorgegeben um gerade einmal 2%, so ist von einer zusätzlichen finanziellen Belastung in Höhe von 5% auszugehen, die sich im Wesentlichen durch tarifbedingte Steigerungen ergibt", erklärte der Verwaltungsdirektor des St. Franziskus-Hospitals Ahlen, Winfried Mertens.

Für das St. Franziskus-Hospital Ahlen und des St. Elisabeth-Hospital in Beckum wird die finanzielle Lücke im laufenden Jahr jeweils auf einen mittleren 6-stelligen Euro Betrag prognostiziert. Damit setzt sich die mehrjährige Kürzungspolitik in 2013 massiv fort. "Die Politik lässt hier die Krankenhäuser und ihre Beschäftigten im Stich. Das gilt sowohl für den Bund als auch für das Land NRW", unterstrich Dr. Jan Deitmer, Verwaltungsdirektor des St. Elisabeth-Hospitals Beckum. Die Verwaltungschefs und auch ihr Geschäftsführer, Dipl.-Kfm. Burkhard Nolte, sind sich einig: Ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Finanzierung der Investitionskosten kommt das Land NRW seit vielen Jahren nur noch unzureichend nach und landet bei der Krankenhausförderung im Ländervergleich auf einem enttäuschenden letzten Platz.

Anlässlich des Besuches des CDU-Landtagskandidaten, Henning Rehbaum, machten die Vertreter der beiden Krankenhäuser zum wiederholten Male auf die prekäre Situation aufmerksam.

Grund des Besuches von Herrn Rehbaum war auch der aktuell in der politischen Diskussion stehende Entwurf des "Krankenhausplan NRW 2015", der allen Mitgliedern des Landtages vorliegt. Hier werden Strukturvorgaben definiert, die Grundlage für Krankenhausversorgung in NRW neu regeln sollen. Anlass zur Sorge gegen die Überlegungen zur Einschränkung der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung. "Gerade die wohnortnahe Versorgung auch in ländlichen Regionen wie dem Kreis Warendorf hat sich bewährt und sollte unverändert bleiben", erklären die Verwaltungsleiter beider Häuser. Etwa durch die geplante Einführung einer Mindestgröße für die Intensivstationen von 8-12 Betten würde sich die Notfallversorgung in ländlichen Regionen erheblich verschlechtern, weil ca. 22% der bestehenden Intensivstationen in NRW diese Größenordnung nicht erreichen. Gefordert wird daher ein klares Bekenntnis zur wohnortnahen Versorgung, die den Häusern eine langfristige Planungssicherheit gewährleistet.

 

Blick auf die Krankenhäuser in Deutschland:

Mehr als 18 Millionen Mal gehen die Deutschen pro Jahr ins Krankenhaus. Meist sind sie sich nicht bewusst, dass die Häuser wirtschaftlich katastrophal dastehen: Fast ein Drittel der Kliniken schrieb 2011 rote Zahlen. Im Jahr zuvor war es nur ein Viertel. Das geht aus dem Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts hervor, in dem 245 Kliniken ab einer Größe von 50 Betten befragt wurden. Insgesamt habe sich die wirtschaftliche Lage der Kliniken in den vergangenen zwei Jahren merklich verschlechtert, teilte das Institut mit. In fast zwei Dritteln der Krankenhäuser gingen die Umsätze zurück. Nur ein Viertel schätzte seine Wirtschaftslage im Jahr 2011 als gut ein. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) vermutet, dass Kürzungen in Milliardenhöhe die Lage ebenso verschärfen wie die steigenden Kosten für Personal, Materialien und Energie. Auffällig schlecht schneiden die mittelgroßen Kliniken ab. Der Anteil der Kliniken, die einen Jahresüberschuss erwirtschafteten, sank von 75 auf 58 Prozent.