Mittwoch, 25.01.2006

Krankenhäuser nonstop online: Zentrales Rechenzentrum in Bremen

Arbeitet bereits erfolgreich im Echtbetrieb: Das neue Rechenzentrum in Bremen.

Im Januar 2006 hat die St. Franziskus-Stiftung Münster ihr konzerneigenes Rechenzentrum am Standort Bremen auf dem Gelände des Krankenhauses St. Joseph Stift für zunächst sechs ihrer zwölf Krankenhäuser in Betrieb genommen.

Elektronische Patientenakte wird Standard

Damit wird es möglich, für jede Patientin und jeden Patienten dieser Häuser eine „Elektronische Patientenakte“ anzulegen. Diese fasst prägnant den Krankheitsverlauf eines Patienten, dessen Untersuchungsergebnisse, geplante und durchgeführte Diagnostik und Therapien zusammen. Die Daten werden an zentralem Ort gebündelt und können von Ärzten und Pflegekräften gemäß den Richtlinien des Datenschutzes abgerufen und fortlaufend aktualisiert werden. Die Elektronische Patientenakte ermöglicht im Vergleich mit der heute noch vielfach üblichen handschriftlichen Dokumentation bessere und schnellere Abläufe, eine dank der vollen Integration reibungslose Kommunikation und nicht zuletzt eine Entlastung von Ärzten, Schwestern und Pflegern im Hinblick auf Datensammlung und Dokumentation.  

Das neue Rechenzentrum bietet aber noch mehr: schnelle Ladezeiten, Datensicherheit, den neuesten technischen Stand und hochmoderne Software für das „virtuelle Krankenhaus“ – gemanagt und betrieben von fachkundigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die St. Franziskus-Stiftung Münster – die größte konfessionelle Krankenhausgruppe Nordwestdeutschlands mit Allgemein- und Fachkliniken in Nordrhein-Westfalen und Bremen – nimmt mit ihrem neuen Rechenzentrum auf diesem Gebiet nun einen der vorderen Plätze ein.

Kein EDV-Outsourcing – Schaffung neuer Arbeitsplätze
Mit der Einrichtung ihres neuen Rechenzentrums in Bremen hat sich die St. Franziskus-Stiftung Münster gegen ein Outsourcing ihres EDV-Sektors entschieden. Statt dessen professionalisiert sie die elektronischen Dienstleistungen innerhalb der eigenen Gruppe und schafft damit neue Arbeitsplätze. Das Krankenhaus St. Joseph Stift Bremen GmbH wurde als Standort gewählt, weil es durch jahrelange Arbeit mit einem Klinik-Informations-System (KIS) über weitreichende Erfahrungen verfügt. Zunächst wurde das KIS seit 1999 auf seine Alltagstauglichkeit getestet, bevor sich das Krankenhaus 2002 für dessen verstärkte Einführung entschied. Seitdem basieren sämtliche ärztlichen, pflegerischen und betriebswirtschaftlichen Dateneingaben und -auswertungen sowie die DRG-Abrechnung mit den Krankenkassen auf dem verwendeten KIS. Da das Krankenhaus St. Joseph Stift Bremen bisher das einzige Haus der Stiftung ist, das dieses KIS in vollem Umfang einsetzt, lag es nahe, den weitreichenden Wissensvorsprung der hier ansässigen Mitarbeiter zu nutzen, um ihn für die anderen Stiftungseinrichtungen verwertbar zu machen.

St. Joseph Stift Bremen als Vorreiter bei digitaler Arbeit
Neue Formen des digitalen Datenaustausches sind in jüngster Zeit hinzugekommen. Und auch hier hat Bremen eine Vorreiterrolle: Mit dem medizinischen Bildspeicher- und Verteilungsprogramm „PACS“ werden am Bremer Standort bereits Röntgenbilder, Bilder aus MRT- und CT-Untersuchungen in digitaler Form zur Verfügung gestellt. Jeder an Diagnostik und Therapie beteiligte Arzt kann an seinem Computerarbeitsplatz auf die Bilder zugreifen. Und dies gilt nicht nur für die Krankenhausärzte, sondern auch für kooperierende Praxen. Damit entfallen zukünftig teure, für den Patienten unangenehme und zeitaufwändige Doppeluntersuchungen. Durch die digitale Archivierung des Datenmaterials steht es den Ärzten zur weiteren Beurteilung eines Krankheitsverlaufs jederzeit zur Verfügung. Das spart erheblichen Zeit- und Raumbedarf im Krankenhaus und in den Praxen. Ebenso integrierbar in das bestehende KIS ist die digitale Patientenakte. Die Elektronische Patientenakte wird ebenso wie PACS im Krankenhaus St. Joseph Stift bereits im Alltag eingesetzt. Beides soll zukünftig auch den anderen Einrichtungen der Stiftung lokal oder durch das Rechenzentrum zur Verfügung stehen.

IT-Dienstleistungsangebote auch für externe Kunden
Das Rechenzentrum soll jedoch nicht nur die konzerneigenen Einrichtungen von zentraler Stelle aus versorgen. Geplant und in erster Umsetzung begriffen ist, das neue Rechenzentrum mit seinen umfangreichen Dienstleistungen auch konzernfremden Nutzern zugänglich zu machen. Denkbar sind beispielweise Gesundheitseinrichtungen, die ebenfalls vom Fachwissen und der Erfahrung der Mitarbeiter profitieren möchten. „Unsere Dienstleistungsangebote umfassen klassisches IT-Consulting, Hard-, Software- und Netzwerkkompetenz, sowie IT-Management im Bereich der Informatik und Organisation,“ fasst Peter Truels, IT-Leiter des Rechenzentrums, zusammen. „Unsere Dienstleistungen bieten wir auch Interessenten außerhalb unserer Krankenhausgruppe an,“ so Truels weiter. „Um sie zu nutzen, ist die Übernahme des von uns in allen Häusern eingesetzten Krankenhaus-Informations-Systems ORBIS der Firma GWI nicht notwendig, wir können ebenso zuverlässig und umfangreich mit den Systemen anderer Softwarehersteller im Gesundheitswesen zusammen arbeiten.“ 

Inbetriebnahme nach umfassender Vorbereitung
Nach einer Vorbereitungszeit Ende 2004 begann im August 2005 die „heiße“ Testphase der Umsetzung, die bis zum Jahresende andauerte. Seit Januar 2006 sind sechs der insgesamt zwölf Stiftungskrankenhäuser an das Bremer Rechenzentrum angeschlossen, die verbleibenden kommen im Jahresverlauf hinzu. Das bedeutet, dass seit Jahresbeginn täglich 3000 der rund 7000 Mitarbeiter mit dem Datenaustausch auf den Bremer Servern arbeiten. Dazu ist es notwendig, die Dienstleistungen des Rechenzentrums rund um die Uhr das ganze Jahr verfügbar zu halten. Größtmögliche Sicherheit der verarbeiteten Daten erfolgt unter anderem mittels Spiegelung des gesamten Datenvolumens der angeschlossenen Häuser; d.h. jeder Server ist mit allen Inhalten zweimal vorhanden, jedoch räumlich voneinander getrennt sowie brand- und alarmgeschützt platziert. Außerdem gewährleistet ein sogenanntes Backup die Sicherung aller Daten auf Band und anderen Medien, eine ununterbrochene Datensicherung und ggf. deren Wiederherstellung. Für die Ausstattung des Rechenzentrums, insbesondere im Hardwarebereich, hatte die GWI Medica GmbH die Generalunternehmerschaft übernommen. Zum Betrieb des Rechenzentrums wurde die für IT-Dienstleistungen verantwortliche Konzerntochter FAC’T-IT gegründet, die unter der Leitung von Alois Beulting und Peter Truels steht und ihren Sitz in Bremen hat. Dessen Team hat alle mit der Errichtung des Rechenzentrums verbundenen und nicht selten hochkomplexen und schwierigen Aufgabenstellungen mit Bravour gemeistert.

Einrichtung zur richtigen Zeit
„Das Rad in der notwendigen digitalen Verfügbarkeit von Patientendaten dreht sich immer schneller“, meint Torsten Jarchow, Geschäftsführer des St. Joseph Stifts. Deshalb sei die Entscheidung für ein zentrales Rechenzentrum nicht nur mit Blick auf die zukünftige IT-Leistungsfähigkeit des Konzerns, sondern auch im Hinblick auf die Sicherung der bestehenden und die Schaffung neuer Arbeitsplätze, genau zum richtigen Zeitpunkt getroffen worden, so Jarchow weiter. Das Team des Rechenzentrums besteht momentan aus System- und Netzwerkadministratoren, IT-Koordinatoren für den Bereich KIS und betriebswirtschaftlichen Anwendungsbetreuern sowie einem Auszubildenden.

Weitere Informationen unter:
www.st-franziskus-stiftung.de
www.factpartner.de