Dienstag, 29.10.2013

Zeit für neue Erfahrungen: Gesundheits- und Krankenpflegeschüler im Auslands-Einsatz

Man geht zu Fuß in Tansania – diese Erfahrung machte auch Fatma Sahan, Schülerin der St. Irmgardis-Krankenpflegeschule Süchteln bei ihrem vierwöchigen Einsatz in Afrika.

Süchteln. Jedes Jahr bietet das St. Irmgardis-Krankenhaus in Süchteln seinen Gesundheits- und Krankenpflegeschülern eine ganz besondere Möglichkeit: einen vierwöchigen Arbeits-Einsatz in Afrika. Organisiert wird er über die Kolping-Jugend-Gemeinschaftsdienste und erstmalig über den Verein „Hilfe für Ntotroso e.v.“. In diesem Jahr traten drei junge Menschen aus dem Süchtelner Haus die Reise an: Matthias Maciey flog nach Uradi, Kenia, Fatma Sahan erlebte Mwanga, Tansania und Alexander Wallace verlegte seinen Arbeitsplatz nach Ghana.

 

„Während unsere Gesundheits- und Krankenpflegeschüler einerseits vor Ort nach ihren Möglichkeiten unterstützen, machen sie andererseits Erfahrungen, von denen sie in ihrem gesamten Berufsweg profitieren können“, weiß Ottmar Köck, Geschäftsführer des St. Irmgardis-Krankenhauses. „Darum ermöglichen wir gerne jedes Jahr diese Aktion und freuen uns, wie intensiv unsere Schüler dieses Angebot nutzen“, fügt Ilona Thelen, Leiterin der Krankenpflegeschule, hinzu.

 

Vorbereitung ist wichtig

Die Verantwortlichen im Süchtelner Krankenhaus bereiten ihre Schülerinnen und Schüler schon vor ihrer Abreise sorgfältig auf das vor, was sie erwartet. So findet im Vorfeld Unterricht zum Thema „Fremde Kulturen“ statt. Außerdem gibt es für sie zusätzliche Lerneinheiten zum Nähen offener Wunden und in der Geburtshilfe. Selbstverständlich erhalten alle auch ein umfassendes Impf-Programm.

 

„Ich war sehr froh über die zusätzlichen Stunden“, sagt Alexander Wallace. „In der dortigen Notaufnahme habe ich manche Verletzung gesehen, die es hier nicht oder nur selten gibt. Da war die intensive Vorbereitung schon sehr hilfreich.“

 

Kleiner Matthias in Kenia

„In den vier Wochen in Kenia habe ich so viele Eindrücke gesammelt, die ich nicht mehr missen möchte“, zieht Matthias Maciey ein kleines Fazit. Er war sowohl in der Geburtshilfe und auf der HIV-Station im Einsatz. Darüber hinaus erteilte er auch Deutsch-Unterricht in einer Secondary School, half bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln und Arbeit und unterstützte die Errichtung einer Baumschule.

 

Eine anstrengende Zeit, die viel zum Nachdenken geführt hat. Kinder, für die Bildung ein Privileg ist und die dafür jeden Weg in Kauf nehmen. Die in der Schulpause ihre HIV-Medikamente abholen. „Auf solche Situationen kann man sich nicht vorbereiten“, so der Gesundheits- und Krankenpflegeschüler.

 

„Dabei sind die Menschen dort voller ursprünglicher Fröhlichkeit und Dankbarkeit. Einer der schönsten Momente dieser Reise war, dass ich einer Mutter, die ich schon vorher betreut hatte, bei einer Geburt helfen konnte. Sie hat ihren Sohn nach mir benannt – das war schon beeindruckend.“

 

Bei so vielen Unterschieden auch Gemeinsamkeiten

Auch Alexander Wallace machte Erfahrungen auf der Schwangeren- und Wöchnerinnen- und der Kinder-Station. Darüber hinaus war er auch in der Notaufnahme, im OP und in der Zahnklinik im Einsatz.

 

„Trotz aller Unterschiede war ich überrascht, dass es gerade im Versicherungssystem Ähnlichkeiten gab. Alle sechs Monate soll eine zahnärztliche Vorsorge stattfinden, wobei die Versicherung die einfachsten Kosten übernimmt“, erzählt er.

 

Wackelpudding hui, Klöße pfui

Auch Fatma Sahan, die ihren Auslandseinsatz in Mwanga, Tansania, erlebte, ist von ihren Eindrücken dort überwältigt. „Wir waren in echten Luxus-Unterkünften untergebracht. Luxus heißt: elektrisches Licht und fließendes Wasser. Außer in unserem Kolpinghaus gab es das nur bei den Priestern und Nonnen. Die Dorfbewohner holten ihr Trinkwasser aus einer Wasserstelle“, berichtet sie.

 

Ein Gesundheitssystem gibt es dort nicht. Jeder Patient muss für seine Behandlung selbst aufkommen. Dazu stehen zwei große Krankensäle zur Verfügung: einer für Frauen, einer für Männer. „Mit Händen, Füßen und einem Zettel mit ein paar kisuahelischen Begriffen haben wir versucht, uns mit den Patientinnen zu verständigen. Das hat auch geklappt, auch wenn viel geschmunzelt wurde“, erinnert sich Fatma Sahan.

 

Neben allen kulturellen und medizinischen Erfahrungen, die sie dort sammeln konnte, war auch Teambildung ein großes Thema. „12 einander völlig fremde, junge Menschen sind gemeinsam in ein fremdes Land aufgebrochen. Wir haben uns in kürzester Zeit an die dortigen Verhältnisse nicht nur gewöhnt, sondern bekamen auch eine andere Sichtweise für die Lebensgewohnheiten. So wurde auch völlig selbstverständlich eine Scheibe Brot durch 12 geteilt, wenn es nicht genug gab. Schwächen oder Krankheiten haben wir gemeinsam durchgestanden.“

 

Am letzten Abend verabschiedete sich die Truppe mit einem deutschen Abend von den Dorfbewohnern. Das ganze Dutzend kochte deutsche Gerichte. Rotkohl und Kartoffelklöße fanden in Tansania allerdings keine neuen Freunde. „Aber unser Nachtisch war der Hit. Der Wackelpudding konnte dann in Mwanga punkten“, lacht die Auszubildende.