Freitag, 20.10.2017

Spirituelle Fundierung der Medizin intensiver in den Blick nehmen: Über 500 Teilnehmer bei Leitbildforum der St. Franziskus-Stiftung Münster – Referat von Ethik-Fachmann und geistliche Performance in Kirche

Zu einer stärkeren Integration existenzieller und spiritueller Themen in die moderne Medizin hat der Heidelberger Gerontologe Prof. Dr. Andreas Kruse aufgerufen. „Medizin und Krankenpflege, die den Menschen wirklich verstehen wollen, sehen ihn als Ganzen, und damit auch in seiner sozialen und psychologischen Dimension sowie seiner Verletzlichkeit“, hob der Altersforscher, der auch stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates ist, jetzt vor über 500 Zuhörern bei der St. Franziskus-Stiftung Münster hervor.

Prof. Dr. Andreas Kruse, stellvertr. Vorsitzender des Deutschen Ethikrates.

Über 500 Mitarbeitende nahmen am Leitbildforum 2017 der Franziskus Stiftung teil.

Anlässlich des Franziskus Tages fand am Nachmittag eine geistliche Performance in der Mutterhauskirche der Mauritzer Franziskanerinnen statt.

Musikalisch gestaltet wurde die Performance durch den Chor aus Mitarbeitern des St. Rochus-Hospitals Telgte sowie von Instrumentalisten der Jugendkirche „Effata“ aus Münster.

Seinen Vortrag unter dem Titel „Ethik im Gesundheitswesen: Mehr als schöne Worte und viel Papier?“ hielt der renommierte Wissenschaftler vor Mitarbeitern aus den 14 Krankenhäusern sowie den Senioren- und Behinderteneinrichtungen der Stiftung – darunter auch Vertreter des Herz-Jesu-Krankenhauses Hiltrup, das kürzlich entschieden hat, eine Partnerschaft mit der Franziskus Stiftung einzugehen. Die Zuhörer waren zum Leitbildforum auf dem Franziskus-Campus rund um das St. Franziskus-Hospital gekommen. Dieser Tag der Begegnung und unterschiedlicher Impulse zu geistlich-spirituellen und unternehmerischen Fragen wird alle zwei Jahre ausgerichtet – in diesem Jahr erstmals am Festtag des heiligen Franz von Assisi, dem 4. Oktober.

Kruse unterstrich, dass eine gelingende und ganzheitliche Medizin neben einer naturwissenschaftlichen auch einer geisteswissenschaftlichen Fundierung bedürfe. „Eine reine Hochleistungsmedizin ohne jede spirituell-ethische Grundlage wird dem Menschen und seiner vielfachen, keineswegs nur somatischen Vulnerabilität einfach nicht gerecht“, so der Referent. So komme es etwa auch auf Solidarität und soziale Beziehungen als Voraussetzungen für Resilienz an. Wichtig bei der Umsetzung einer wertebasierten medizinischen Versorgung seien entsprechende Leitbilder, etwa solche, die sich ausdrücklich auf die christliche Ethik oder sogar auf franziskanische Werte bezögen. „Diese müssen allerdings auch praktisch gelebt werden“, appellierte der Wissenschaftler und forderte in diesem Zusammenhang eine größere gesellschaftliche Wertschätzung der Pflege, die sich auch in besserer Bezahlung ausdrücken müsse.

Unter dem Leitwort „Franziskus fordert heraus“ gab es am Nachmittag ein besonderes spirituelles Programm in der Mutterhauskirche der Mauritzer Franziskanerinnen: Die Theologin Dr. Martina Kreidler-Kos und der Franziskaner Helmut Schlegel lasen im farbig illuminierten Kirchenschiff eigens verfasste Texte eines Dialogs zwischen dem heiligen Franziskus und der heiligen Clara. Dabei thematisierten sie Fragen beispielsweise zum Miteinander der Religionen, zu Umwelt und Schöpfung, zu Würde und Rechten der Frauen, zu Leben und Sterben – in literarisch-fiktionaler Form, gleichwohl basierend auf Biographie und Textzeugnissen der beiden Heiligen. Musikalisch gestaltet wurde die Performance mit neuen geistlichen Liedern, die ein Chor aus Mitarbeitern des St. Rochus-Hospitals Telgte unter Leitung von Matthias Schulte intonierte, begleitet an E-Gitarre, Bass und Keyboard von Instrumentalisten der Jugendkirche „Effata“ aus Münster. Zu Beginn der Veranstaltung wurden mit der Kamera eingefangene Statements aus der Bevölkerung präsentiert, die sich mit dem Thema "Was sagt uns Franziskus heute"beschäftigt haben.

Zwischen Hauptvortrag und geistlicher Performance hatten die Teilnehmer Gelegenheit, an Präsentationen und Workshops teilzunehmen, die überwiegend von Mitarbeitern selbst gestaltet wurden – diesmal unter anderem zum Krankenhausstrukturgesetz, zu Fundraising, zur Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus und zum Jubiläum „20 Jahre Leitbild“.