Seinen Vortrag unter dem Titel „Ethik im Gesundheitswesen: Mehr als schöne Worte und viel Papier?“ hielt der renommierte Wissenschaftler vor Mitarbeitern aus den 14 Krankenhäusern sowie den Senioren- und Behinderteneinrichtungen der Stiftung – darunter auch Vertreter des Herz-Jesu-Krankenhauses Hiltrup, das kürzlich entschieden hat, eine Partnerschaft mit der Franziskus Stiftung einzugehen. Die Zuhörer waren zum Leitbildforum auf dem Franziskus-Campus rund um das St. Franziskus-Hospital gekommen. Dieser Tag der Begegnung und unterschiedlicher Impulse zu geistlich-spirituellen und unternehmerischen Fragen wird alle zwei Jahre ausgerichtet – in diesem Jahr erstmals am Festtag des heiligen Franz von Assisi, dem 4. Oktober.
Kruse unterstrich, dass eine gelingende und ganzheitliche Medizin neben einer naturwissenschaftlichen auch einer geisteswissenschaftlichen Fundierung bedürfe. „Eine reine Hochleistungsmedizin ohne jede spirituell-ethische Grundlage wird dem Menschen und seiner vielfachen, keineswegs nur somatischen Vulnerabilität einfach nicht gerecht“, so der Referent. So komme es etwa auch auf Solidarität und soziale Beziehungen als Voraussetzungen für Resilienz an. Wichtig bei der Umsetzung einer wertebasierten medizinischen Versorgung seien entsprechende Leitbilder, etwa solche, die sich ausdrücklich auf die christliche Ethik oder sogar auf franziskanische Werte bezögen. „Diese müssen allerdings auch praktisch gelebt werden“, appellierte der Wissenschaftler und forderte in diesem Zusammenhang eine größere gesellschaftliche Wertschätzung der Pflege, die sich auch in besserer Bezahlung ausdrücken müsse.
Unter dem Leitwort „Franziskus fordert heraus“ gab es am Nachmittag ein besonderes spirituelles Programm in der Mutterhauskirche der Mauritzer Franziskanerinnen: Die Theologin Dr. Martina Kreidler-Kos und der Franziskaner Helmut Schlegel lasen im farbig illuminierten Kirchenschiff eigens verfasste Texte eines Dialogs zwischen dem heiligen Franziskus und der heiligen Clara. Dabei thematisierten sie Fragen beispielsweise zum Miteinander der Religionen, zu Umwelt und Schöpfung, zu Würde und Rechten der Frauen, zu Leben und Sterben – in literarisch-fiktionaler Form, gleichwohl basierend auf Biographie und Textzeugnissen der beiden Heiligen. Musikalisch gestaltet wurde die Performance mit neuen geistlichen Liedern, die ein Chor aus Mitarbeitern des St. Rochus-Hospitals Telgte unter Leitung von Matthias Schulte intonierte, begleitet an E-Gitarre, Bass und Keyboard von Instrumentalisten der Jugendkirche „Effata“ aus Münster. Zu Beginn der Veranstaltung wurden mit der Kamera eingefangene Statements aus der Bevölkerung präsentiert, die sich mit dem Thema "Was sagt uns Franziskus heute"beschäftigt haben.
Zwischen Hauptvortrag und geistlicher Performance hatten die Teilnehmer Gelegenheit, an Präsentationen und Workshops teilzunehmen, die überwiegend von Mitarbeitern selbst gestaltet wurden – diesmal unter anderem zum Krankenhausstrukturgesetz, zu Fundraising, zur Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus und zum Jubiläum „20 Jahre Leitbild“.