Primär ist dies Aufgabe der von den verfassten Kirchen beauftragten professionellen Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass der Bedarf an seelsorglicher Begleitung groß ist und ihm von hauptamtlicher Seite allein oft nicht ausreichend entsprochen werden kann. Mitunter bleiben Menschen mit ihren seelischen und spirituellen Nöten allein.
Gemeinsames Projekt von Krankenhausträger und Bistum
Die St. Franziskus-Stiftung Münster als Krankenhausträgerin und das Bistum Münster haben vor diesem Hintergrund gemeinsam das Projekt „Ehrenamtliche Begleiter in der Krankenhausseelsorge“ zur Qualifizierung entsprechend interessierter Personen initiiert und konzipiert. Qualifizierte Ehrenamtliche sind nach einer entsprechenden Ausbildung in Kooperation mit Hauptamtlichen in Krankenhäusern tätig und erweitern und vertiefen die Angebote der Krankenhausseelsorge[1].
Es gab von Anfang an bis heute mehr kompetente Interessenten als ausgebildet werden können. Vor einer Ausbildungszusage wurden jeweils die individuelle Motivation und Eignung geprüft. Die Finanzierung der Ausbildung übernehmen die Projektträger gemeinsam. Die Ausbildung ist von Fachleuten der Krankenhauspastoral konzipiert worden, die auch die Umsetzung begleiten. Sie umfasst:
- vier Ausbildungsblöcke über jeweils zweieinhalb Tage,
- praktische Einsätze in den Krankenhäusern,
- regelmäßige Supervision,
- Begleitung durch erfahrene Mentoren (hauptamtliche Krankenhausseelsorger),
- eine Abschlussarbeit.
Die Ausbildung erstreckt sich über insgesamt ein Jahr. Bei erfolgreichem Abschluss wird eine diözesane Beauftragung erteilt.
Seit Februar 2012 sind Ehrenamtliche - anfangs im Rahmen ihrer Ausbildung, anschließend mit der diözesanen Beauftragung - in Krankenhäusern tätig, in der Regel einen Tag in der Woche. In vier Ausbildungsgängen seit 2011 haben insgesamt rund 70 Personen die Ausbildung absolviert. Sie kommen in bisher 17 Krankenhäusern der St. Franziskus-Stiftung Münster und anderer konfessioneller Träger zum Einsatz. Derzeit läuft der fünfte Ausbildungsgang. Parallel gibt es inzwischen einen Ausbildungskurs für teilzeitfreigestellte Mitarbeiter, die als seelsorgliche Begleiter in Senioren- und Behinderteneinrichtungen tätig sind.
Wissenschaftliche Evaluation
Um den Erfolg und die Sinnhaftigkeit des Projektes „Ehrenamtliche Begleiter in der Krankenhausseelsorge“ zu ermitteln, wird der Projektverlauf wissenschaftlich evaluiert. Mit Hilfe von qualitativen Interviews und quantitativen Fragebögen können die Motive, der Kompetenzzugewinn, die Qualität der Kursblöcke und die erste Praxisphase ausgewertet werden. Die Erkenntnisse ergeben, dass die Teilnehmer nicht nur hoch motiviert und kompetent sind und bleiben, sondern ihre Tätigkeit auch in den Krankenhäusern bereits als ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden Versorgung verstanden wird.
Das Projekt hat einen vorhandenen Bedarf aufgegriffen. Die Nachfrage ist weiterhin hoch und auch künftig haben Interessenten aus Krankenhäusern anderer konfessioneller Träger die Möglichkeit, an diesem Angebot teilzunehmen. Die Evaluation hat gezeigt, dass ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger Rollenklarheit sowie Rückhalt durch die Kirche und die jeweilige Einrichtung sowie eine qualifizierte Ausbildung, Fortbildung und Begleitung benötigen. Ihre Rolle unterscheidet sich von der der Professionellen, die die Gesamtverantwortung tragen.
[1] Eine ausführliche Darstellung des gesamten Projektes: Fischer, M., Ehrenamtliche in der Krankenhausseelsorge, Lambertus-Verlag, Freiburg i. Br. 2014, ISBN 978-3-7841-2585-5