Montag, 21.01.2019

Neues Verfahren rettet Patienten das Leben

Dieter Hagemeier bleibt die Luft weg. Atemnot. Lebensgefahr. In den frühen Morgenstunden betätigt der 67-Jährige noch selbst den Notruf. Dann geht alles ganz schnell: Mit Blaulicht kommt er ins Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen. Sein Herz pumpt kaum noch Blut durch seinen Körper. Die Adern sitzen zu, die Klappe schließt nicht richtig. Überlebt hat Dieter Hagemeier nur dank eines neuen Verfahrens am Elisabeth Krankenhaus: dem Mitralklappen-Clipping.

Mitralklappen Clipping

Die OP ist gerade einmal einen Tag her, sein Leben hing am seidenen Faden. Zunächst wurde dem Patienten unter Einsatz eines Herzunterstützungssytems die Herzarterien eröffnet. Aufgrund der schweren Verkalkung wurden die Gefäße aufgebohrt (Rotablation) und danach mit Stents versehen. Nun sitzt der 67-Jährige mit einem Lächeln im Gesicht in seinem Bett auf der Chest-Pain-Unit, einer besonderen Überwachungsstation für Herzpatienten. Die Fachärzte aus Recklinghausen-Süd um Kardiologie-Chefarzt Dr. Thomas Lawo und der Uni-Klinik Essen sind sich einig: Eine OP am offenen Herzen hätte Dieter Hagemeier nicht überlebt. „Dass es dieses Verfahren hier gibt, ist top“, sagt der Patient glücklich und zeigt einen Daumen hoch.

Er ist  einer der ersten Patienten im Elisabeth Krankenhaus, bei dem diese Methode angewandt wird. Seit Dezember steht der Mitra-Clip den Ärzten in der Kardiologie zur Verfügung und ist ein Segen für Patienten mit Herzschwäche. Sie müssen nicht mehr in die Uni-Klinik Essen verlegt werden. „Dennoch gehören die Herzchirurgen aus Essen bei dem Verfahren zum Team, genauso wie die Kollegen aus dem Katheterlabor, der Intensivstation und der Anästhesie - ohne sie geht es nicht“, sagt Dr. Thomas Lawo. Er hat Dieter Hagemeier den Clip gesetzt. Das Verfahren ist für Dr. Lawo kein Unbekanntes. Vor zehn Jahren hat er den Eingriff am Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum etabliert.

Und so funktioniert es: „Die Mitralklappe erinnert in ihrer Form an die Mitra eines Bischofes, daher der Name. Sie besteht im Grunde aus zwei Segeln, die zusammenlaufen. Beim gesunden Patienten ist die Klappe vollständig verschlossen. Bei einer Herzschwäche dehnt sich der Muskel jedoch aus, so dass die Segel auseinanderstehen und die Klappe nicht mehr richtig schließen kann“, erklärt Dr. Lawo. Mit einem Katheter wird der Mitralklappenclip durch die linke Herzkammer so auf die beiden Segel gesetzt, dass sie zusammenbleiben.

„Dieses Verfahren ist speziell für Hochrisikopatienten mit Herzschwäche geeignet, das Herz wird entlastet.“ Ein Patient ohne Schwäche ist ein Fall für die Herzchirurgen. „Es ist also ein tolles Ersatzverfahren für Patienten, die eine OP am offenen Herzen nicht überleben würden.“