Dienstag, 12.02.2019

STOLPERSTEINE – St. Rochus-Hospital in Gedenken an Opfer des Holocausts

Der Künstler Gunter Demnig hat das Projekt „STOLPERSTEINE“ im Jahr 1992 ins Leben gerufen. Seit 2015 werden die STOLPERSTEINE und STOLPERSCHWELLEN organisatorisch und operativ durch die STIFTUNG – SPUREN – GUNTER DEMNIG geführt. Hierbei handelt es sich um in Boden verlegte kleine Gedenktafeln, die an das Schicksal von Menschen erinnern sollen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Demnigs Intention ist unter anderem, den Opfern des Nationalsozialismus, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Stolpersteine wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in 23 weiteren europäischen Ländern verlegt. Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Gunter Demnig verlegte 2018 den 70.000. Stolperstein in Frankfurt am Main.

Am  Samstag den 09.02.2019 wurden in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung des Andenkens der Juden in Telgte e. V. verschiedene Stolpersteine in der Stadt Telgte verlegt. Zwei Stolpersteine für die beiden ehemaligen Patientinnen des St. Rochus-Hospitals in Telgte, Frau Sophia Serphos, geb. 12.06.1891 in Neuenhaus (Bentheim) und Frau Gladys Strauss, geb. 10.10.1910 in London, wurden im Eingangsbereich der Kirche des St. Rochus-Hospitals durch den Künstler Herrn Gunter Demnig als Andenken verlegt.

Frau Sophia Serphos wurde nach dem Tod ihrer Mutter am 30.10.1924 wegen ihrer geistigen Behinderung im St. Rochus-Hospital aufgenommen. Auf Anweisung des Reichsministeriums des Inneren, wurde Frau Serphos am 07.01.1941 in das Rijks Krankzinnigengesticht „De Grote Beek“ in Eindhoven verlegt und von dort aus, trotz des verzweifelten Widerstandes der dortigen Ärzte, 1944 über das Lager Westerbork nach Ausschwitz deportiert, wo sie am 26.03.1944 ermordet wurde.

Frau Gladys Strauss wurde nach einem Zwischenaufenthalt in der Heil- und Pflegeanstalt Dortmund Aplerbeck am 10.05.1938 im St. Rochus-Hospital aufgenommen. Am 21.09.1940 wurde Frau Gladys Strauss auf Anweisung des Reichsministeriums des Inneren vom August 1940 („Verlegung geisteskranker Juden“) in die Landesheil- und Pflegeanstalt Wunstorf geschickt und von dort aus nach wenigen Tagen in die Tötungsanstalt Brandenburg/Havel weiter transportiert, wo sie am 29.09.1940 durch Gas ermordet wurde

In einem würdigen Rahmen, in dem Frau Stephan und Frau Suer die Kurzbiographien der beiden ehemaligen Patientinnen vortrugen und Herr van Elst einen Gebetstext sprach, konnte den Opfern in Ruhe angedacht werden.