Freitag, 19.02.2021

Corona-Ausgleichszahlungen reichen nicht aus: Krankenhäuser im Kreis Warendorf schlagen Alarm - trotz höchster Corona-Behandlungen zu wenig finanzieller Ausgleich

Kreis Warendorf. Die vier Krankenhäuser im Kreis Warendorf suchten das kurzfristige Krisengespräch mit den Politikern auf Kreisebene zum Austausch über die dringend benötigte Liquiditäts- und Budgetsicherung 2021. MdB Sendker, sowie die MdL Rehbaum und Hagemeier nahmen sich am 17.02.2021 die Zeit für ein gemeinsames Gespräch mit Vertretern der Akutkrankenhäuser im Kreis Warendorf.

Die Corona-Pandemie ist schon ins zweite Jahr gegangen. Seit Ausbruch sind wir mit den Kliniken im Kreis Warendorf eine verlässliche Stütze im Kampf gegen die Folgen. Aufgrund der hohen Inzidenzzahlen gibt es seit Mitte November 2020 wieder die Möglichkeit für Krankenhäuser, unter bestimmten Bedingungen Ausgleichszahlungen für die wirtschaftlichen Schäden zu erhalten.

Und obwohl besonders die Stadt Ahlen seit der zweiten Corona-Welle mit Werten zum Teil über 300 die höchsten Inzidenz- und Corona-Fallzahlen im Kreis vorweist, stellen wir fest, dass die Bedingungen zum Erhalt der nötigen Ausgleichszahlungen für das St. Franziskus-Hospital Ahlen und die übrigen Häuser im Kreis nur sehr schwer zu erfüllen sind. Darüber hinaus sind die Kriterien alles andere als passgenau und erreichen keineswegs zuverlässig diejenigen Häuser, die eine entsprechend hohe Covid-Behandlungslast zu tragen haben.“ erläutert Rapos, Geschäftsführerin des St. Franziskus-Hospitals.

 

Bislang hat das St. Franziskus-Hospital rund 1400 Fälle mit Verdacht auf Corona hin isoliert und behandelt, bei knapp 300 Patienten hat sich der Covid-19-Verdacht bestätigt und der weitere Behandlungsverlauf mit entsprechend hohem Aufwand fortgesetzt.

 

„Auch unser Hospital hat spezielle Schutzmaßnahmen vom Eingangsscreening, über die Einrichtung einer Isolierstation bis hin zur Intensivstation umgesetzt und das ganze Jahr hindurch in besonderem Umfang die qualifizierte Versorgung von Covid-Patienten sichergestellt“ ergänzt Dr. Stephan Pantenburg, Geschäftsführer des Marienhospital Oelde.

 

Alle Fälle, sowohl jeder Verdachtsfall als auch bestätigte Fall werden in den Kliniken mit identisch hohem hygienischem und personellen Aufwand isoliert und binden somit mehr Kapazitäten und Ressourcen als im Normalbetrieb. Die Einhaltung der RKI-Vorgaben beschränkt zusätzlich die Kapazitäten zur Behandlung von anderen Krankheitsbildern.  Insgesamt verzeichnen die Häuser einen Belegungs- und somit auch Erlösrückgang zwischen 20 und 30%.

 

Auch das  Elisabeth-Hospital in Beckum, das Marienhospital in Oelde sowie das Josephs-Hospital in Warendorf kämpfen mit Patientenrückgängen und den unzureichenden Ausgleichszahlungen des Gesundheitsministeriums. „Seit Monaten haben wir uns in Berlin über unsere Spitzenverbände um eine Liquiditätssicherung bemüht – leider vergeblich! Uns geht es nicht darum unsere Krankenhäuser zu bereichern, sondern uns wirtschaftlich zu sichern!“, ergänzt Vanessa Richwien, Kaufmännische Direktorin im St. Elisabeth-Hospitals in Beckum.

 

Alle gemeinsam machen sich für einen Rettungsschirm 2021 stark.

 

Besonders brisant ist: die aktuellen Ausgleichsregelungen waren bisher bis zum 28.02.2021 begrenzt und sollen nun lt. eines Referentenentwurfes unverändert zunächst bis zum 11.04.2021 verlängert werden. Damit wurden weder die ungenügenden Kriterien korrigiert noch eine Langfristperspektive und somit eine Planungssicherheit zumindest für das laufende Jahr hergestellt, erst am 24.02.2021 sollen die Beratungen im Expertenbeirat weitergehen. 

 

Die vier Kliniken baten daher die Politik auf Kreisebene kurzfristig um ein Krisengespräch, damit die Zeit bis zum 24.02.2021 genutzt wird, um auf Landes- und Bundesebene für die notwendigen Unterstützungen zu werben. Sie hoffen nach den bisher ergebnislosen Gesprächen im Expertenbeirat des Bundesministeriums für Gesundheit auf eine weitergehende Perspektive für die dringend benötigte Liquiditäts- und Budgetsicherung 2021.

 

MdB Sendker wies darauf hin, dass in 2020 die Unterbelegung in den Krankenhäusern durch die vom Staat gewährten Ausgleichzahlungen kompensiert werden konnte. Für 2021 versprach er, sich für eine längerfristige Lösung „nicht im 4-Wochen-Rhythmus“ stark zu machen und auch die Forderung der Krankenhäuser nach weniger Bürokratie zu unterstützen. „Es würde schon enorm helfen, wenn die Prüfquote des Medizinischen Dienstes auf 5% begrenzt bliebe, das Zahlungsziel der Krankenkassen nicht wieder verlängert würde und vor allem die Geltung der PPUG bis auf weiteres ausgesetzt bliebe.“ so Goerdeler aus dem Warendorfer Krankenhaus.

 

Auch MdL Hagemeier versprach noch einmal das Gespräch mit dem NRW Gesundheitsminister Laumann zu suchen und die Botschaft der Häuser weiter zu tragen.

 

Ohne eine korrigierte Version eines Ausgleichsmechanismus könnte sich die Schieflage auch für die Krankenhäuser im Kreis Warendorf enorm verschärfen.