Montag, 10.09.2012

Professionelle Hilfe für chronisch kranke Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden „Deutsche Gesellschaft für Transitionsmedizin e.V.“ gegründet

Erwachsenwerden – das ist ein langer Prozess, der für Kinder und Jugendliche nicht selten Probleme mit sich bringt. Das gilt besonders, wenn sie chronisch krank sind: Dann einen reibungslosen Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin zu bewerkstelligen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Um bestehende Ansätze und Konzepte zusammenzuführen und weiterzuentwickeln, hat sich jetzt in Hannover die „Deutsche Gesellschaft für Transitionsmedizin e.V.“ (DGfTM) gegründet. Darin engagieren sich Fachleute mehrerer großer Kliniken und Krankenhausträger Deutschlands, darunter der Franziskus Stiftung aus Münster.

Dr. Daisy Hünefeld (3.v.l.), Vorstandsmitglied der Franziskus Stiftung in Münster, zählt zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Transitionsmedizin (DGfTM). In Hannover waren außerdem dabei (v.l.): Dr. Ansgar Reising, Dr. Martina Oldhafer, Prof. Dr. Gisela Offner, Prof. Dr. Lars Pape, Dr. Silvia Müther, Florian Schliewe, Kirsten Gerber.

Ärzte, Psychologen, Sozialmediziner, Genetiker, Soziologen und Fachleute aus weiteren Wissenschaften kooperieren in der neuen Fachgesellschaft. Ihr Ziel: Für chronisch kranke Kinder und Jugendliche soll die „Transition“ verbessert werden – also der geplante Übergang von einer Kind-zentrierten zu einer Erwachsenen-zentrierten Gesundheitsversorgung. „Wir streben innovative Lösungen an, die strukturiert, flächendeckend, patientenorientiert und flexibel sind, um Fehl- sowie Unterversorgungen zu vermeiden und die Patienten in einer spezialisierten Betreuung zu halten“, so Gründungsmitglied Dr. med. Daisy Hünefeld,  Vorstandsmitglied der Franziskus Stiftung. „Die Transition chronisch kranker Jugendlicher in die Erwachsenenmedizin ist  ein weltweit diskutiertes und weitgehend ungelöstes Problem der medizinischen Versorgung“, betont Dr. Hünefeld.

In Deutschland machen Jugendliche mit einem besonderen Bedarf an Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung in der Altersgruppe aller 14- bis 17-Jährigen einen Anteil von rund 16 Prozent aus. Auch hierzulande ist die Transition bisher nicht einheitlich geregelt. Vielen chronisch kranken Jugendlichen gelingt es daher nicht, einen so eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Erkrankung zu entwickeln, dass sie den Übergang in die Erwachsenenmedizin ohne Unterstützung umsetzen können. Daher verlieren sie für kürzere oder längere Zeit den Kontakt zur notwendigen Spezialbetreuung. Dies hat teilweise gravierende Folgen für Therapie und „Compliance“ – also die eigenverantwortliche Mitwirkung am therapeutischen Geschehen.

Das Fehlen einer etablierten Struktur der Transition in Deutschland hat zur Folge, dass es für die meisten Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen zurzeit keine Unterstützung für diese Übergangsphase gibt. Um die in der Kinder- und Jugendmedizin erzielten Erfolge im Erwachsenenalter zu bewahren und weiterzuentwickeln, ist das Ineinandergreifen medizinischer und psychosozialer Aspekte erforderlich. Damit können die Betroffenen für ein Leben mit chronischer Krankheit fit gemacht werden. Zu den 33 Gründern der neuen Fachgesellschaft zählen namhafte Experten, u.a. Prof. Dr. med. Hermann Haller von der Medizinischen Hochschule Hannover, Prof. Dr. med. Jörg Debatin, Vorstandsvorsitzender des Diagnostik-Dienstleisters „amedes ag“, und Prof. Dr. med. Reinhard Brunkhorst vom Klinikum Region Hannover. An der Spitze der DGfTM steht als Vorstandsvorsitzende die Hamburger Soziologin Dr. rer. biol. hum. Martina Oldhafer MBA.

Die  Deutsche Gesellschaft für Transitionsmedizin stellt das Thema Transition chronisch kranker Jugendlicher in den Mittelpunkt und fördert den fachübergreifenden Austausch aller Disziplinen der Medizin, Psychologie, Sozialmedizin, Genetik und Soziologie mit dem Ziel, gesundheitspolitische Akzeptanz herzustellen und die Behandlung und Begleitangebote kritisch zu überprüfen und zu diskutieren. Konkret plant die Gesellschaft:

  • die Entwicklung von Schulungsmaßnahmen unter dem Aspekt der Gesundheitskompetenzförderung,
  • die Förderung eines indikationsübergreifenden strukturierten Transitionsprogramms mit geregelter Vergütung aller transitionsspezifischen Leistungen wie Transitionsgespräche, strukturierter Epikrise, gemeinsame Sprechstunde etc.,
  • die Förderung  des fachlichen interdisziplinären Austausches,
  • die Entwicklung eines interdisziplinären Netzwerkes,
  • die Anregung  und Unterstützung von Forschungsprojekten in diesem Bereich,
  • die Entwicklung von Guidelines,
  • Öffentlichkeitsarbeit ,
  • Austausch und Schulung für Eltern.

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Transitionsmedizin (DGfTM) e.V.
Geschäftsstelle:c/o Kirsten Gerber
Grethe Jürgens-Straße 30
30655 Hannover
E-Mail: transitionsmedizin(at)gmail.com